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Cancionero - Liederbuch

„(...) In seinen Tanzstücken kehrt Goldin in seine Heimat zurück. In „Cancionero - Liederbuch” versucht er nicht weniger, als der Geschichte, Kultur und Lebensart Südamerikas nachzuspüren. In 75 Minuten. Ohne Folklore-Kitsch. Aber mit Gefühl. Vorn an der Rampe die Spitze eines Vulkankraters, aus dessen imaginären Tiefen es rot und gefährlich funkelt, dazu schwarze Seitenwände, die nach hinten zusammenlaufen bis zu einem garagentorbreiten Durchlass, den ein Bretterzaun versperrt – das ist Goldins Metapher südamerikanischer Lebenskonzeptionen: Tanzen, wo das Leben glutheiß zu spüren ist, aber im Bewusstsein des eigenen Todes. Denn hinterm Bretterzaun geht’s jenseitig weiter – aber erst zum Schluß. Zuvor feiern Goldin und seine zehn Tänzer und Tänzerinnen das pralle Menschleben. Sie tun es in einer Tanzsprache, die auf wunderbare Weise europäische moderne Tanzgeschichte, von den Ausdruckstänzern einst nach Südamerika getragen, mit dem zeitgenössischen modernen Tanz unserer Tage verschmelzen lässt. Und die, anders, als es heute Mode ist, noch vom Glauben an die Ausdruckskraft der Bewegung geprägt ist. Das hat nichts mit Pantomime und „sprechenden” Gestikulationen zu tun. Sondern mit Emotionen, die zu Motionen werden. Goldin ist ein Meister der Stimmungen und Stimmungswechsel. Und so werden die Motionen mal zu melancholischen Soli, zum Anden-Blues gewissermaßen, und dann zu hin- und mitreißenden Gruppentänzen (zu den temperamentvolleren Stücken einer Sammlung südamerikanischer Balladen und Gassenhauer).In weit ausholenden Schwingen der Arme, im kreiseln um die eigene Achse, in den Zeichen und Figuren, die tanzende Hände in die Luft malen, wird dann eine ungebrochene Lust an der Bewegung und am Leben spürbar – auf das Sympathischste vermittelt von einer jungen, motivierten, fähigen Kompanie. Die hat dank Daniel Goldin die Wahlmöglichkeiten der in Münster Gestrandeten bedeutend erweitert: Universität, Studium oder – ins Tanztheater gehen.“

Horst Vollmer, Berliner Zeitung, 11. Februar 1997


„(...) Zärtlichkeit, Zusammenkauern in der Angst – im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen Münster wird die Begegnung zur Vision. Hier (...) hat ein vielversprechender Choreograph die Arbeit aufgenommen, die anders ist als die Arbeit der großen Dame des deutschen Tanztheaters (Pina Bausch) und doch damit verwandt. „Cancionero – Liederbuch” bildet nach „Finisterre” und „Papirene Kinder” den dritten Teil einer Trilogie. Es erzählt von dem reichhaltigen Geflecht von Kulturen, die durch dieses Weggehen und Ankommen während Jahrhunderten entstanden ist. Es ist eine choreographische Reise durch Mittel- und Südamerika. Die Mittel dieser Reise sind traditionelle Lieder als Träger des kulturellen Erbes und deutscher Ausdruckstanz als europäischer Gesprächspartner und Ausdruck eines Gedächtnisses, dem sich Daniel Goldin seit seiner Jugend verbunden fühlt (..). So sieht man die Menschen in Goldin „Liederbuch” als Unterworfene fremder Mächte. Sie tragen die Ohnmacht auf den Schultern, gehen gekrümmt, verwerfen die Arme in den typischen Folkwang-Bewegungen, die hier aber mit viel weniger Pathos getanzt werden als anderswo. Lebensfreude und Trauer gehen Hand-in-Hand, aus Angst und Widerstand. Die Tänzer robben als Guerilleros über den Boden, eine Frau tanzt um einen rotgefärbten magischen Kreis, wirbelt wild durch den Sand und wird danach liebevoll von den anderen Frauen gewaschen. Der Tod feiert Karneval, ein Azteke trifft sich mit einem leichten Mädchen, Dezimen über das Leben und den Tod werden als Transparente im Raum verteilt, und immer wieder flüchten sich die Menschen auf ihre Sandsäcke, die Goldin und Ausstatterin Susannah Wöllisch an der Wand aufgeschichtet haben, als Ruhestätte und Schützengraben zugleich. Getanzt wird zurückhaltend, leicht wippend oder auch mit ausladenden Gesten , ein Hüftschwingen nur erinnert an Lateinamerika, kein Samba, kein Tango, ein kreisen der Körper hin und wieder, ein Stampfen der Füße – der Rest ist europäisch. So europäisch eben wie Pina Bauschs Hongkong-Stück.“

Lilo Weber, Neue Züricher Zeitung, 17. Februar 1997


„(...)Selbst wer Südamerika nicht aus eigener Anschauung kennt, erkennt auf der Bühne sofort das facettenreiche Kaleidoskop jenes Subkontinents. Lateinamerika ist ein Schmelztiegel von Kulturen, Rassen und Nationen mit ihren Schönheiten, Emotionen und folkloristischen Traditionen, aber auch der Genügsamkeit, der Melancholie und der Gewalt. Schablonenhaft platt wie ein bunter Reiseprospekt ist Daniel Goldins neue Choreographie „Cancionero – Liederbuch” keineswegs. (...) Ein eindrückliches Erlebnis bieten die zehn Tänzer in dieser ersten, für Münster kreierten Choreographie von Daniel Goldin."

Marieluise Jeitschko, Ballett Journals/Das Tanzarchiv, 45. Jahrgang, Nr. 2, 01. April 1997


„(...) Als Grenzgänger zwischen den Kulturen will Goldin sich erinnern und Vergangenem nachspüren. Als Choreograph sucht er nach dem Moment, in dem kollektive und individuelle Vergangenheit verschmelzen und zu einer emotionsgeladenen Bilderfolge gerinnen. So beschwor er in der Duettfolge „Wegerzählungen” die bäuerliche Welt Galiciens, in „Finisterre” die Jakobuswege, und in „Papirene Kinder” ging er den Erinnerungen jüdischer Emigranten nach. Nun hat er seinen  Weg weiterverfolgt, ist zurückgekehrt auf den Kontinent seiner Kindheit: Mittel- und Südamerika. (...) Goldin (...) schlägt sich nicht mit dem europäischen Blick auf den südamerikanischen Kontinent herum, er hat seinen eigenen und versteht ihn im Tanz umzusetzen.(...) Doch gegenständlich wird Goldin selten. Er schafft die Stimmungen aus der Bewegung. In »Cancionero« hat er seine Tanzsprache vervollkommnet – und er hat die fünf Tänzerinnen und fünf Tänzer gefunden, die sie adäquat umsetzen. (...)“

Katja Schneider, Süddeutsche Zeitung, 27. Februar 1997


„Eines der schwermütigen südamerikanischen Lieder, die dem Tanzstück „Cancionero-Liederbuch” des 38 Jahre alten Argentiniers Daniel Goldin als musikalische Basis dienen, beginnt und endet mit der Doppelzeile „das Singen hat einen Sinn, es hat Verstand und Berechtigung”. Zwei Strophen weiter erzählt dieses Lied von einem gefangenen Reiher: „Sein Singen ist eine Verkettung von Umständen, ist Todeskampf”. Goldins Stück zu Liedern aus Mexiko und Peru, aus Brasilien, Argentinien, Chile, Paraguay, aus Spanien und aus der Karibik für das seit Spielzeitbeginn von ihm geleitete Tanztheater Münster ist wie das Singen des Reihers. Es verkettet vorwiegend traurige szenische Umstände zu einem melancholischen, doch nicht hoffnungslosem Spiel von Tod und Sterben und spiegelt die Gemütslage eines ganzen Kontinents. Die achtzigminütige Aufführung in den Städtischen Bühnen Münster beginnt mit einem leisen Donnergrollen. Im Dunkel leuchtet der rötliche Krater eines offenbar aktiven Vulkans; Gefahr bleibt gegenwärtig. Das Kraterrund, auch wenn es sich zum simplen Erdloch oder zur Manege für kleine karnevalistische-zirzensische Akte wandelt, liegt wie ein Hindernis zwischen den Ensembletänzern; noch vor zwei Sackreihen, die Goldin und Susannah Wöllisch als Ausstatter entlang der spitz zulaufenden Wände des Bühnendreiecks gelagert haben, einem hölzernen Tor im Hintergrund und zwei zu Luken im Obergeschoss der Bühne führenden Leitern, bilden die aufgeworfenen Kraterränder das wichtigste Bühnenbild des Stücks. Während die  glüht, schlafen die Menschen. Sacht und vorsichtig tasten und zappeln sich die zehn Tänzer auf den Sackreihen ins Leben und in den Tanz. Pathetisch recken sich die Arme gen Himmel, oder sie flehen stumm um Hilfe. Dass der Choreograph zwischen 1987 und 1992 in der Tanzabteilung der Essener Folkwang-Hochschule, unter anderem bei Hans Züllig, trainiert worden ist, wird speziell am Ausdruck der tanzenden Hände deutlich. Bodennah, zuweilen auch auf Knien, bewegen sich die Tänzer schwerfällig und wie in Trance. Nur ab und an einmal lässt eine der fünf Frauen des Ensembles die Hüften kreisen. Dass sich eine von ihnen im zentralen Erdloch tänzerisch kasteit und danach von den anderen solidarisch gesäubert wird, ist bereits der Gipfel des Exzesses. Nach jedem neuen Lied, nach jedem neuen tänzerischen Versuch versinkt die Bühne in Reinhard Huberts stimmungsvoller Lichtgestaltung zunächst wieder im halbdunkel. Doch so asketisch das Stück zu diesem Zeitpunkt auch sein mag: Seine Reize reichen aus, den Zuschauer jederzeit zu fesseln. In der Mitte des Stücks geht plötzlich ein Ruck durch die Aufführung. Goldin beginnt, Farbtupfer in die irisierende Monochromie seines tänzerischen Panoramas zu setzen und realistische Brocken in den Fließsand seiner Assoziationen zu streuen. Aus einem ersten schnellen Ensemble sinken die Tänzer wie leblos um. Zu einer Schlagzeugmusik wie Gewehrfeuer robben sie paramilitärisch über den Boden, mit dunklen Skimasken über den Gesichtern plötzlich wie Terroristen ausstaffiert. Doch ihr Tanz ist weniger aggressiv als leidend; der Tod, der nun zum erstenmal leibhaftig in Goldins Stück einbricht, ist ihr eigener. Auf die Füsilierung der Tupamaros an der Seitenwand erfolgt, musikalisch wie szenisch, ein harter Schnitt. Zu einer Drehorgelmusik erscheint in strahlendem Licht ein Mann mit einem bunten Kopfputz: karnevalistisch gebrochene Reminiszenz einer Inka-Gottheit oder eines Azteken-Fürsten. Für eine kurze Weile verwandeln sich die Tänzer in puppenhafte Automaten; mit stummen Mundbewegungen liefern sie das Playback zu einem indianischen Lied. Die Fremdheit der Sprache wird durch Schrifttafeln mit Aufforderungen ans Publikum ironisch konterkariert: »Und jetzt alle zusammen«, »Seite 3«. Dann verpuppen sich die sandfarbenen Larven zu Karikaturen südamerikanischer Archetypen. Eine zickige, totenköpfige Nonne wirft sich in einem Pas de trois mit einem hochgewachsenen Mann mit königlicher Goldmaske (katholische Majestät, vorkolumbische Nobilität?) und einer weiteren, in weltlich-flammendes Rot gewandeten Frau; ironisch erzählen drei Händepaare offenbar unterschiedliche Geschichten. Eine attraktive Dunkelhaarige verstrickt sich in einem erotischen Pas de deux mit einem Partner, der den schlanken, gehörnten Kopf einer stolzen Antilope auf seinem eigenen trägt; die aktivere Frau dressiert sich den Tiermenschen zum Schlosshund. Aus einer der Luken steigt ein Rotschopf auf die Bühne herab und entrollt ein Transparent: »Das Leben ist ein Augenblick, der im Nu ein Ende findet.« Die Aktion ist der Auftakt zu einer großen Kundgebung, bei der alle – von der lasziven Nonne bis zum Mann mit spanischem Konquistadorenhelm – Spruchbänder entrollen und auf der Bühne drapieren. Mit roten Buchstaben auf weißem Grund handeln sie, mal mit brutaler Ernsthaftigkeit, mal mit ironischem Zynismus, vom Tod und bezeichnen das Leben als Betrug. Unentwirrbar mischen sich schlichte Frömmigkeit, Aberglaube und intellektuelle Ironie: „Es gibt einen strengeren Gott, der sagt: du wirst mir das früher oder später büßen”. Oder: „Der unwissende Mensch denkt nicht einmal einen Moment, dass die Welt betrügerisch ist.” Nur eine Schrift, mit weißer Kreide auf dunklem Grund, fällt aus dem Rahmen (ob sie ironisch oder ernsthaft gemeint ist, muss jeder selbst entscheiden): „Viva la Revolución”. Das Finale entwirft der Choreograph als offene Allegorie. Eine der Tänzerinnen öffnet das Lattentor im Hintergrund, so dass es den Blick freigibt auf die im Zentrum der Bühne exponierte Tiermaske. Ob die Kraft des Kontinents im Rückgriff auf die Ressourcen der Natur, auf die Kultur seiner Ureinwohner oder schlicht in der Kunst liegt - darüber darf spekuliert werden. Mit dem spielerischen Ernst des Theaters verwürfelt Daniel Goldin die Topoi und die Klischees, die Probleme und die Hoffnungen Südamerikas in einen delikat kolorierten Bilderbogen, der seine Motive der Geschichte und der Kultur des Kontinents entlehnt, aber nicht einen Augenblick ins Folkloristische abrutscht. Ohne eine einzige echte Tango-Figur zu verwenden, gelingt es ihm, die Essenz dessen auf die Bühne zu bringen, was eine schöne Definition dem argentinischen Nationaltanz nachsagt: „Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann”. Goldins „Cancionero – Liederbuch” verknüpft viele traurige Gedanken zu einem Stück, das die Traurigkeit des Kontinents, ohne sie zu desavouieren oder sich gar über sie lustig zu machen, in die schillernde Hoffnung der (Tanz-)Kunst überführt.“

Jochen Schmidt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Februar 1997


„Die Erde rumpelt, rot erglüht in der Dunkelheit ein Mini-Vulkan auf der weit vorgezogenen Bühne. Das Meer gluckst vor Vergnügen, Vögel singen, eine Gitarre trägt zur allgemeinen Harmonie bei. Das schlafende Paradies, erschaffen von Münsters poetisch veranlagtem Tanztheaterchef Daniel Goldin. Als Choreograph weckte er jetzt im Kleinen Haus die Kräfte und Talente eines ganzen Kontinents. Das »Cancionero – Liederbuch« des gebürtigen Argentiniers bringt das gesamte zehnköpfige Ensemble vehement tänzerisch in Schwung. Goldins erste Arbeit ausschließlich für die Städtischen Bühnen begeisterte bei der Uraufführungs-Premiere durch die Mühelosigkeit, mit der grundlegende Menschheitsthemen in neunzig kurzweiligen Minuten ausgetanzt werden. (...)Aus den Urkräften Tanz und Musik wächst alle Vitalität, ganz langsam entwickelt Goldin die Bewegungen. (...) Zu bewundern ist Goldins Kunst, sich bei der Folklore aus zehn Latino-Ländern zu bedienen, ohne ins flach »folkloristische« Fahrwasser abzugleiten. Im Gegenteil: Die authentischen Lieder und Gitarrenstücke, die die Szenen gliedern, werden in Melancholie wie auch Fröhlichkeit ernst genommen. Doch weniger ihre Geschichten (...) als ihre Stimmungen werden nachgestellt. (...)In fast klassischen, synchronen Figuren lässt Goldin die Compagnie kreiseln, bis in die höchste Munterkeit der Terror eindringt.(...) Goldin weiß um den schnellen Rhythmus von Durch und Fiesta in Südamerika. […] In ständiger Spannung von Kummer und Vergnügung, von Tod und Leben steht diese Liebeserklärung an Lateinamerika. Es gibt keine Schuldzuweisung (...). Wichtiger ist Goldin die Würde der dort lebenden Menschen, deren Rituale er achtet und atmosphärisch auflädt (...).“

Andreas Weitkamp, Münstersche Zeitung, 08. Februar 1997


„(...) Goldin setzt mit seiner originellen Tanzsprache zwar südländische Situationen dar. Aber im Grunde ist seine Kunst so persönlich wie die von Franz Schubert. Es geht dem Argentinier wie dem Wiener Klassiker einfach um Emotionen. Ziemlich sicher hat Goldin bei seinem neuen Stück überhaupt nicht an eine Hommage auf Franz Schubert gedacht. Und doch kommt er dessen lebensnah komponierten, melancholischen Gefühlen sehr nah. (...) Wer jetzt nicht betroffen ist, wird die Verquickung von persönlichem Leben und aktueller Kunst nie verstehen. Goldin schockiert auf subtile Weise und hat viel zu sagen.“

Marieluise Jeitschko, Neue Osnabrücker Zeitung, 08. Februar 1997

 

„(...) Goldins Choreographie, deren sinnstiftendes Band die Musik war, lebte von den Kontrasten. Einerseits rituell maskierte, die von monotonen, maschinengewehrartigen Trommelrhythmen an der Wand niedergestreckt werden, andererseits sofort danach ein beschwingter, reich geschmückter Tänzer.(...)“

Olaf Kutzmutz, Westfälische Nachrichten, 08. Februar 1997


„(...) Goldin flicht lateinamerikanische Zitate in seine expressive, vom deutschen Ausdruckstanz geprägte Bewegungssprache – Afro-Elemente, paramilitärischer Drill, brasilianischer Karneval, Salsa-Schritte. Eine Nonne tritt auf, ein Tänzer mit Federschmuck, einer mit aztekischer Maske. Transparente werden entrollt: „Der Mensch erfährt Bitteres in seinem Leben”. Doch so gegenständlich wird Goldin selten, denn er schafft die Stimmungen aus der Bewegung. Es sind Bewegungen, die keine Geschichten erzählen, sondern von Freude und Leid, Armut und Trauer, Lebensfreude und Verzweiflung, Liebe und Krieg zeugen. Dafür braucht er Tänzer, die seine Tanzsprache adäquat umsetzen. Goldin hat sie gefunden (...).Goldins Blick auf Lateinamerika ist mehrfach gebrochen, denn er schaut als Bewohner und Beobachter, fokussiert Gegenwart und Vergangenheit und besitzt überdies die Gabe, durch die Wimpern hindurch auch die Zwischenbereiche zu erfassen, etwa die Schwelle, an der der aztekische Totenhund Xolotl die Verbindung zwischen Lebenden und Toten aufrechterhält. Und dieser Blick ist einmalig.”

Katja Schneider, Tanzdrama Nr. 36/April 1997


„(...) Stimmungen und Erinnerungen sind es, denen Daniel Goldin nachspüren will. Die Grundstimmung in Goldins Choreographien ist die Melancholie. (...) Wenn Goldin als eine tänzerische Reise durch Argentinien macht, erzählt er auch von der Einsamkeit des Menschen und der überwältigenden Natur. Und zwar mit einem ausgefeilten Bewegungsvokabular, das den Ausdruckstanz verbindet mit dem Hüftschwung des Tango oder mit der steifen Würde eines folkloristischen Maskentanzes. Für Goldin ist Tanz alles andere als abstrakt."

WDR Mosaik, 5. Februar 1997

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