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Tagelang und Nächtelang

„(...) Daniel Goldins Hommage an die ungewöhnliche Frau in Kafkas Leben – Journalistin, Widerstandskämpferin, Übersetzerin, Briefpartnerin und Kafkas Geliebte – will explizit kein biographisches Tanztheater bieten, sondern die Atmosphäre der Zeit und Milenas Charakter einfangen. (...) Vorherrschend bei Goldin ist die poetische Geste, der vielschichtige Ausdruck der Menschen. (...)“

Marieluise Jeitschko, Die Deutsche Bühne, September 2004


„(...) Goldin ist wieder eine äußerst intensive Bilderfolge gelungen – Chiffren für eine Zeit, ein Schicksal, für leidenschaftliches Leben und tragisches Sterben.“

Marieluise Jeitschko, Tanzjournal, Nr. 3 , Juni 2004


„Die Bühne ist ein großer Wurf. Auch im Wortsinn. Sechs meterhohe, den ganzen Raum einnehmende Regale, voll mit staubigen Akten stehen da, dazu ein schmales Stück schmutzig-weiße Wand mit einer Uhr, eine Tür ein Schreibtisch. (...) Daniel Goldins neuer Tanzabend ist ein Portrait der Kafka-Freundin Milena Jesenská und entfaltet Szenen zwischen der Bohème Prags und Wiens der 1920er und 1939er Jahre und ihrer letzten Zeit im KZ Ravensbrück. Dabei bilden die – bei aller Wucht – beweglichen Regale mehrfach neue Räume zwischen bedrückender Enge und der Weite der gesamten Bühne. Und immer wieder kommen und gehen die TänzerInnen durch die versteckten Türen. Goldin und sein Ensemble entgehen zwei möglichen Fallen. „Milena” wird nicht auf Kafkas Freundin reduziert, sondern verdichtet das Leben einer aufbegehrenden Frau, Publizistin und Journalistin zu einer traumartigen Abfolge szenischer Bilder. Die choreographische „Sprache” ist geprägt durch gewisse Affinitäten zum klassischen Tanztheater. (...) In „Tagelang und Nächtelang” – Zitat aus einem Brief Jesenskás an Max Brod über Kafka – aber gelingt die Öffnung dieses Stils hin zu neuen Tanzformen. Zu Musik von Dvorák, Janácek, aber auch Eisler und Weill und zu frühem Klezmer entfalten sich immer wieder Anklänge an zeitgenössische Modetänze, grotesken Stummfilmexpressionismus, Slapstick bis hin zu Chaplins „Moderne Zeiten”. (...) Alles, ohne bloß Zitat sein. Vielmehr entspinnt sich so ein atmosphärisch höchst stimmiges Beziehungsgeflecht zwischen Choreographie und Bühne."

Marcus Termeer, taz nrw, 29. Mai 2004


„(...) Münsters Tanztheaterleiter Daniel Goldin hat ihr (Milena Jesenská) jetzt mit seinem neuen Stück „Tagelang und Nächtelang” eine Hommage gewidmet. Eine choreographierte Geschichtsstunde ist dabei jedoch nicht entstanden. Der kurze, rätselvolle Abend erzählt fast nichts an äußerer Handlung. Eindringlich gelingt indes das Charakterportrait einer jungen Frau, die bis zuletzt mit aller Kraft um Freiraum kämpft. (...) Milena tritt in verschiedenen gestalten auf. Im eleganten Abend Kleid (Kostüme: Gaby Sogl) mit Kerzen in der Hand steht sie wie die Freiheitsstatue auf dem Schreibtisch und dominiert als Muse die klägliche Männerschar. Dann wieder scheint sie verzweifelt, gefangen von klebrig-schöner spätromantischer Streichermusik. Daniel Goldin gelingt es meisterhaft, Bewegungen zu ersinnen, die sich zwar genau an den Takt dieser langsamen Klänge halten, durch ihr Tempo aber Ausbruch signalisieren. Ebenso originell sind die Ensemble-Szenen der neunköpfigen Gruppe. (...)"

Manuel Jennen, Münstersche Zeitung, 10. Mai 2004

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