Finisterre
Fassung für 5 Tänzer
„Ein Tanzwerk, wie aus einer anderen Welt. Traumvergessen, zeitlupenartig werden fremde Bilder in Szene gesetzt um im schnellen Wechsel infernalischen, mittelalterlichen Totentänzen, Geißler-, Musikanten- und Gauklerumzügen zu weichen. Aus Märchen und Legenden, aus kultischen Gebräuchen und Erzählungen hat der argentinische Choreograph Daniel Goldin sein erstes Gruppenwerk gewoben, ein Tanzstück, das mit poetischer Kraft nordspanische Folklore mit Elementen des Ausdruckstanzes zusammenbringt: „Finisterre” (Ende der Welt). Im Satiricon fand es seine begeistert aufgenommene Uraufführung.
Sublime Bilder, deren Herkunft in mittelalterlicher Tafelmalerei ebenso zu erkennen ist wie in atmosphärisch bedrohlichen und verschlungenen Erzählungen eines Gabriel Garcia Marquez, haben der Choreograph und seine internationale Crew (Juliette Boinay, Heiko Büter, Paola Granello, Lara Martelli und Bianca Papafava) gefunden.
„Die Vorsehung”, „Die zwei Völker”, „Verliebte”, „Hochzeit”, „Zauberwald”, „Die versunkene Welt”, einen „Kampf” und anderes mehr, werden in eine expressive und Exaktheit, Dynamik und Poesie sich die Waage halten. Zarte Regungen werden dabei mit der gleichen Intensität wie apokalytisch und chaotisch turbulente Szenen gebracht. Ein farbenprächtiges wie feinnuanciertes Spektakel, ein Kaleidoskop archaischer Empfindungen(...)
(...) die mitreißende und urige Klangcollage aus nordspanischer Volksmusik mit Dudelsack, Harfe, Flöte, Holzpercussions-instrumenten, Fiedel und Trommel. Männer- und Frauengesängen von Thomas Waker den Tanzenden unterordnet, durfte ein Werk von kompakter Geschlossenheit, Ausdrucksintensität und malerischer Schönheit entstehen. Daniel Goldin, international erfahren, lebt seit ein paar Jahren in der Region und man wartet auf weitere Tanzschöpfungen von ihm.”
Dagmar Schenk-Güllich, NRZ, 26. September 1994
„(...)Heitere und tragische Momente kennzeichnen ihren Weg, der sie durch einen Teil Spaniens führt, in dem Mythen und Traditionen noch lebendig sind, die Kirche eine uneingeschränkte Machtposition hat. Dementsprechend ist die Stimmung oft düster und geheimnisvoll, erinnert an Mittelalter und Inquisition, erzählt von Schwermut und finer Landschaft, die rau und bedrohlich ist. Krieg, Kampf und Tod zwingen fast zur Umkehr, doch Liebe, Hochzeit und der Wunsch, eine längst vergangene Welt kennenzulernen, lassen sie den Weg fortsetzen. Goldins Choreographie überzeugt besonders in den Momenten, wo er sich vom Bewegungsschema der fast übermächtigen Pina Bausch löst, auf Wiederholungen verzichtet und zu eigenen Ausdrucksformen findet, die berühren und die durch die Klangcollage des Komponisten Thomas Wacker wirkungsvoll unterstrichen werden(...)”
Sabine Bartholomä, Wuppertaler Rundschau, 6. Oktober 1994